Ausstellung: Lebenswege – vietnamesische Rostocker*innen erzählen

Vom 25. August bis zum 5. September 2025 präsentieren wir unsere Ausstellung „Lebenswege  – Vietnamesische Rostocker*innen erzählen“ im Rostocker Rathaus. Anlass ist das Gedenken an das rassistische Pogrom in Rostock Lichtenhagen vor 33 Jahren.

Die rassistischen Übergriffe, die nicht nur Menschen mit vietnamesischem Hintergrund Anfang der neunziger Jahre massiv erfuhren, gipfelten in diesen Tagen im August 1992 in massiver Gewalt. Trotz der traumatisierenden Erlebnisse blieben viele Vietnames*innen fest entschlossen, in Deutschland zu bleiben und für sich und ihre Kinder ein besseres Leben aufzubauen. Mehr noch  – sie gründeten den Verein Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V., um ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und aktiv auf die Mehrheitsbevölkerung zuzugehen.

Um die Erinnerungen von ehemaligen Vertragsarbeiter*innen sichtbar zu machen, entstand das Konzept der Ausstellung. Dabei wollten wir ein breiteres Spektrum an Erfahrungen – vor allem auch aus der Zeit vor 1992 – abbilden. So initiierte der Verein in den Jahren 2013 und 2014 eine Reihe von Gesprächskreisen mit ehemaligen Vertragsarbeitnehmer*innen sowie ihren Familien, führte Interviews und sammelte zusätzliches Material.

In kleinen Erinnerungen und Episoden, illustriert durch Fotografien und andere Zeitdokumente, zeichnet die Ausstellung vietdeutsche Lebensgeschichten und  -perspektiven nach. Die Zitate zeugen sowohl von den Höhepunkten als auch den Schwierigkeiten eines Lebens in einem (nicht mehr) fremden Land, die viele Rostocker*innen (mit)erlebt haben. Die Ausstellung gibt Einblick in einen Teil der Migrationsgeschichte unserer Stadt und in eine Community, über die viele Vorurteile und Stereotype existieren.

Am Dienstag, 3. September 2025, sind wir, die Mitwirkenden vom Verein Diên Hông e.V. von 17.00 Uhr bis 18.30 Uhr vor Ort, um mit euch zu der Ausstellung ins Gespräch zu kommen.

Das Rathaus ist montags bis freitags von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Was? Ausstellung „Lebenswege – vietnamesische Rostocker*innen erzählen“

Wann? 25. August bis 05. September 2025, 8.00 bis 19.00 Uhr

Wo? Rathaus, Neuer Markt 1a, 18055 Rostock

Böll-Montagskino und Gespräch: „Der Anschlag in Rostock Lichtenhagen“ & „Aus der Ferne“

Zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung MV laden wir am 25.8. um 19 Uhr ins LIWU zum Montagskino ein. Der Abend widmet sich zum einen den Erinnerungen das Pogrom in Rostock Lichtenhagen 1992 und zum anderen einer besonderen Vater-Tochter-Beziehung.

Sie sind als das größte Pogrom auf deutschem Boden nach 1945 in die Geschichte eingegangen: die rassistischen Angriffe auf das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen. Vor 33 Jahren, am 24. August 1992, warf eine wütende Meute Steine und Molotow-Cocktails gegen das damalige Wohnheim der vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen. Diese Nacht hallt bis heute nach. Was bedeutet sie für die Beteiligten heute? Dieser Frage widmet sich die NDR-Dokumentation „Der Anschlag in Rostock-Lichtenhagen“ des Talkformats „Die Narbe“.

Die Kurzfilmdokumentation „Aus der Ferne“ von Hoang Quynh Nguyen und Benjamin Hujawa ist Ergebnis eines Bildungsprojekts über vietnamesisches Leben in Deutschland – von der Vertragsarbeit in der DDR über die Nachwendejahre bis heute. Die in Deutschland geborene Anna hat ein distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater Hung und dessen Geburtsland Vietnam. Als sie durch eine Dokumentation herausfindet, dass er 1992 von rassistisch motivierten Anschlägen in Rostock betroffen war, sieht sie sich plötzlich mit Hungs Kultur und Geschichte konfrontiert.

Wir freuen uns auf das Gespräch mit den beiden Filmschaffenden Hoang Quynh Nguyen und Benjamin Hujawa im Anschluss an die Filme.

Eintritt: 8,- / 6,- / 5,- EUR (für Studierende gilt das Kulturticket)

Was? Böll-Montagskino & Gespräch: „Der Anschlag in Rostock Lichtenhagen“ & „Aus der Ferne“

Wann? 25. August 2025, 19.00 bis 20.30 Uhr

Wo? Frieda23, Friedrichstraße 23, 18057 Rostock

Vietdeutsches Leben sichtbar machen – aktuelle Projekte und Ideen

Menschen mit vietnamesischen Wurzeln, die schon lange Zeit oder auch erst seit kurzem in Deutschland leben und arbeiten, bleiben oft unsichtbar. Ihre Stimmen sind selten laut und werden wenig gehört. Unsere Ausstellung „Vietdeutsche Lebenswege  – Vietnamesische Rostocker*innen erzählen“ und der Kurzfilm „Aus der Ferne“ sind zwei von vielen kleinen Schritten, das zu ändern. Vom 25. August bis zum 5. September 2025 präsentieren wir die Ausstellung im Rostocker Rathaus und „Aus der Ferne“ ist am 25.8. im Böll-Montagskino zu sehen.

Auch in Fernsehen, Podcast und Kino werden vietdeutsche Menschen nach und nach sichtbarer. Entscheidend dabei ist der Wunsch von Vietdeutschen der zweiten Generation, die eigenen und die Erfahrungen ihrer Eltern erlebbar zu machen, ob in Filmen, Büchern oder Podcasts.

Einen Blick auf aktuelle Vorhaben wirft unsere Informationsveranstaltung. Sie soll Menschen dafür sensibilisieren, wie wichtig es sein kann, sich in Film- und Ausstellungsprojekte einzubringen, und dass der Schritt vor die Kamera zwar ungewohnt ist, aber viel bewegen kann. Wir möchten an diesem Abend Filmschaffende mit der Vietnamesischen Community Rostocks zusammenbringen, um sich über gesellschaftliche und politische Anliegen auszutauschen und einen gemeinsamen kreativen Prozess anzustoßen.

Was? Vietdeutsches Leben sichtbar machen – aktuelle Projekte und Ideen

Wann? 03. September 2025, 19.00 – 20.30 Uhr

Wo? Rathaus, Neuer Markt 1a, 18055 Rostock

Demokratie beginnt bei dir – Wahlrecht und Migrantenrat verständlich erklärt

Viele Zugewanderte haben, wenn überhaupt, dann nur ein eingeschränktes Wahlrecht in Deutschland. Die Möglichkeit, an Bundes- und Landtagswahlen zu partizipieren, besteht erst mit dem Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit. Jedoch gibt es auch für Menschen mit ausländischem Pass durchaus Möglichkeiten der politischen Partizipation, ob durch Wahlrecht oder aktives Mitgestalten.

Den Migrantenrat gibt es in der Hansestadt Rostock bereits seit 1992. Er setzt sich für die Belange von Menschen mit Migrationsgeschichte in der Stadt ein und vertritt ihre Interessen gegenüber der Bürgerschaft und der Oberbürgermeisterin.

Am 17. September wird der Rostocker Migrantenrat neu gewählt. Viele Zugewanderte kennen das Gremium kaum und wissen nicht, ob und wie sie ein Wahlrecht wahrnehmen können. Im Seminar klären wir über die Aufgaben dieses Gremiums auf und erläutern, was im Hinblick auf die Wahl zu beachten ist.

Im gemeinsamen Austausch geht es auch darum, wie die Lebensbedingungen für die Menschen – auch für Zugewanderte – in der Stadt Rostock sind, wo die besonderen Herausforderungen bestehen und welcher Themen sich Politik und Verwaltung verstärkt annehmen sollten.

Was? Demokratie beginnt bei dir – Wahlrecht und Migrantenrat verständlich erklärt

Wann? 27. August 2025, 17.00 bis 19.15 Uhr

Wo? Waldemarstraße 33, 18057 Rostock

Anmeldung: bis zum 26. August 2025 per Email an bildung@dienhong.de

Theaterstück „Monolog mit meinem ´asozialen` Großvater – ein Häftling in Buchenwald“

Unter den Verfolgten der NS-Diktatur waren Menschen, die als „Asoziale“ verfolgt und ermordet wurden. Bis heute erfahren sie weder angemessenes Gedenken noch Gerechtigkeit. Noch lange nach dem Nationalsozialismus war und ist das Wort „asozial“ präsent – als Bezeichnung für Menschen aus der „Unterschicht“, Arme, Obdachlose, Suchtkranke, Prostituierte, Arbeitslose und für all diejenigen, die nicht in das System passen.

Das Theaterstück „Monolog mit meinem ´asozialen` Großvater – Ein Häftling in Buchenwald“ widmet sich dieser Gruppe. Der Theaterpädagoge Harald Hahn setzt sich in dem Stück mit seiner eigenen Familiengeschichte auseinander. Es zeigt auf, welche Auswirkungen Schuld, Scham und Schweigen über Generationen auf Familien haben und wie Klasse sowie Herkunft heute noch unsere Gesellschaft spalten.

In einem sehr persönlichen Erzähltheater spricht der Autor in einfühlsamen Monologen mit seinem verstorbenen Großvater Anton Knödler, der in Buchenwald inhaftiert war. Er spricht über das Familiengeheimnis, die Scham und die Zeit im Konzentrationslager. Ausgehend von den Monologen schlüpft Harald Hahn in verschiedene Rollen und verwandelt sich zurück in das Kind, das er einst war.

Das Theaterstück informiert über die Geschichte von Opfern der NS-Diktatur – die erst sehr spät – im Jahr 2020 – offiziell als solche anerkannt wurden. Harald Hahn macht das Schicksal einer Gruppe sichtbar, stellt Fragen von Ausgrenzung und Stigmatisierung und regt zu mehr Anteilnahme an.

Das Stück verdeutlicht eindrucksvoll, wie fragil demokratische Werte sein können. Es sensibilisiert für die Bedeutung einer offenen und demokratischen Gesellschaft, die geschützt und aktiv unterstützt werden muss. Gerade die aktuellen politischen Diskurse zeigen, wie gefährdet die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte sind.

Im Anschluss an das Theaterstück findet ein Publikumsgespräch statt.

Der Eintritt ist frei.

Was? Theaterstück „Monolog mit meinem ´asozialen` Großvater – ein Häftling in Buchenwald“

Wann? 15. September 2025, 17.00 – 18.30 Uhr, Einlass ab 16.30 Uhr

Wo? Nordlichtschule, Ratzeburger Straße 9, 18109 Rostock

Leben im Wandel – damals, heute und was bleibt

Seit 35 Jahren ist Deutschland wiedervereint. Durch die friedliche Revolution wurde der Prozess angestoßen, der zum Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 führte. Damit taten sich für viele Menschen ganz neue Perspektiven auf, sowohl beruflich als auch persönlich. Die Wende führte in vielen Lebensläufen aber auch zu Brüchen, die bis heute nachwirken.

Die vier Jahrzehnte der deutschen Teilung sind in unserer Gesellschaft immer noch präsent, ob in Berichterstattungen oder in Gesprächen, wenn von alten und neuen Bundesländern oder West- und Ostdeutschen die Rede ist. Das wirft die Frage auf, inwiefern die Wiedervereinigung tatsächlich vollzogen ist. Unerfüllte Hoffnungen, politische Versäumnisse und das Gefühl der Entwertung der eigenen Biografie erschwerten das Zusammenwachsen. Dies ist bis heute zu spüren.

In einem intergenerativen Austausch wollen wir uns den vielfältigen Erfahrungen aus der Transformationszeit und den 90er Jahren zuwenden und darauf blicken, was sich in dreieinhalb Jahrzenten verändert hat. In dem Gesprächskreis wollen wir uns Fragen widmen wie:

  • Was waren damals unsere Erwartungen, Hoffnungen und Ängste?
  • Welche positiven Wendungen und Enttäuschungen haben wir infolge der Wende erlebt?
  • Wie geht es uns heute und welche Hoffnungen und Ängste bewegen uns gerade?

Der Abend bietet Raum für die verschiedenen Blickwinkel auf die Wiedervereinigung und auf die Rolle unsere Erinnerungen in Gegenwart und Zukunft.

Wir laden herzlich zu einem offenen Austausch in respektvoller Atmosphäre ein.

Was? Leben im Wandel – damals, heute und was bleibt

Wann? 23. September 2025, 15.00 – 17.15 Uhr

Wo? Kolping SBZ, Eutiner Straße 20, 18109 Rostock

Besuch der STASI Dokumentations- und Gedenkstätte

Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit sind nur einige wichtige Werte in unserer Gesellschaft. Ein Rückblick in das DDR-Regime hilft uns, diese Werte zu schätzen und bewahren zu wollen.

Zwischen 1960 und 1989 waren rund 4.900 Frauen und Männer aus überwiegend politischen Gründen in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit mitten in der Rostocker Innenstadt inhaftiert. „Hetze“, „staatsfeindliche Verbindungsaufnahme“ und „versuchte Republikflucht“ gehörten zu den Inhaftierungsgründen. Die in einer von 50 Zellen verteilt auf 3 Etagen Inhaftierten wurden erst nach fünf bis sechs Monaten von einem Gericht verurteilt und in eine Strafvollzugsanstalt verlegt. Bis dahin standen Vernehmungen und Isolation auf der Tagesordnung.

Seit Oktober 1999 informiert die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock über die SED-Diktatur und gedenkt der Opfer des DDR-Regimes.

Eine Führung gibt Einblicke in das Wirken der Staatssicherheit und die unmenschliche Behandlung von Personen, die als Regime-Gegner*innen und -Kritiker*innen galten.

Anschließend bleibt Raum für Austausch, zum Beispiel über eigene Erfahrungen in der DDR oder in anderen totalitären Staaten, über den Wert von Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit und über die Rolle von Erinnerungen für unser heutiges und zukünftiges Leben.

Eintritt ist frei.

Was? Besuch der STASI Dokumentations- und Gedenkstätte

Wann? 30. September 2025, 16.00 – 18.00 Uhr

Wo? Grüner Weg 5, 18055 Rostock

Anmeldung bis zum 29. September 2025 per Email an bildung@dienhong.de