MIGRA

„Beratung und Bildung für MigrantInnen im Arbeitsamtbezirk Rostock“
Laufzeit: von 01.04.2000 bis 31.10.2002
Projektleitung: …
Team: …

Beschreibung und Ziele: Das Projekt zur beruflichen Beratung und Bildung wird die Bemühungen zur Integration aller im Arbeitsamtsbezirk Rostock arbeitslosen MigrantInnen, die einen verfestigten Aufenthaltsstatus besitzen, weiterhin unterstützen. Zu dieser Gruppe gehören AusländerInnen, SpätaussiedlerInnen, Eingebürgerte und anerkannte Flüchtlinge, die in und um Rostock, Bad Doberan, Bützow, Güstrow, Ribnitz-Damgarten und Teterow leben. Das oberste Ziel aller Bemühungen ist die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Ein Bündel von Maßnahmen kann nun die berufliche Integration von  MigrantInnen erleichtern: In Kooperation mit der Europäischen Wirtschafts- und Sprachenakademie (EWS) GmbH Rostock werden nach einer kurzen Feststellungsmaßnahme der gegenwärtige Stand der beruflichen Situation analysiert, Hilfestellungen, wie z.B. bei fehlenden Berufsanerkennungen, geleistet, und durch eine Berufswegeplanung die beruflichen Chancen  ausgelotet. Im Anschluß daran können erstmals berufsvorbereitende und arbeitslebenorientierte Sprachkurse angeboten werden, bevor teilnehmerInnenorientierte Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen beginnen. Diese werden durch bei Dien Hong tätige MigrantInnen sozialpädagogisch begleitet. Der Inhalt der Bildungsmaßnahmen richtet sich nach den Voraussetzungen und Wünschen der TeilnehmerInnen sowie den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Neu ist auch, dass die Finanzierung der Bildungsangebote  für die Dauer von zwei Jahren bereits gesichert ist. Die Bildungsmaßnahmen finden möglichst am Wohnort der MigrantInnen statt, werden mit den zuständigen Ämtern vorab durchgesprochen und sollen von ortsansässigen Bildungsträgern durchgeführt werden. Die TeilnehmerInnen werden bei der Suche nach Praktikumsplätzen begleitet und unterstützt. Einzelberatung und Betreuung Erwachsener, berufsorientierte Erstberatung für SchulabgängerInnen, aber auch Hilfen bei der Arbeitssuche durch Recherchen nach Stellen im Internet und den Print-Medien oder die Begleitung zu ArbeitgeberInnen vervollständigen die Angebote. Die Zusammenarbeit mit seriösen Zeitarbeitsfirmen wird verstärkt. Bei Dien Hong sind erfahrene BeraterInnen tätig, darunter auch  MigrantInnen, die im Interesse der KlientInnen engagiert und unabhängig von öffentlichen Ämtern und Behörden arbeiten. Um kompetent beraten zu können und Synergieeffekte zu erzielen, halten die BeraterInnen jedoch regelmäßigen Kontakt zu diesen Stellen.

Förderung: Das Projekt wird durch das Land Mecklenburg-Vorpommern und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Deutsch-vietnamesische Schülerzeichnungen

Projektlaufzeit: vom 01.02.2002 bis 31.12.2003
Ausstellungen:
21.10.2002 bis 20.11.2002 im Rathaus zu Rostock
09.12.2002 bis 31.01.2003 im Oskar-Picht-Gymnasium, Pasewalk
05.12.2003 bis 14.12.2003 im Goethe-Institut, Hanoi
Gymnasium Truong trung hoc co so Nguyen Du (Hanoi/Vietnam) sowie in weiteren Städten Vietnams

Ein gemeinsames Projekt von Dien Hong e.V. Rostock und der Heinrich Böll Stiftung Mecklenburg-Vorpommern mit Unterstützung des Kulturamtes der Hansestadt Rostock und der Firma projekt rk, Stäbelow, unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Rostocker Bürgerschaft Prof. Dr. Ralf Friedrich.

In der Hansestadt Rostock leben Menschen aus Vietnam, die Anfang der achtziger Jahre als VertragsarbeitnehmerInnen im Rahmen bilateraler Verträge auch an die nordostdeutsche Küste geholt wurden, um den personellen Schwierigkeiten in der Produktion der damaligen DDR abzuhelfen. Isoliert in eigenen Wohnheimen ohne Familienangehörige lebend und ohne spezielle Sprach- und Kulturkontakte zu erhalten, reduzierte sich der Kontakt zur deutschen Mehrheitsbevölkerung zumeist auf die betrieblichen Bezugspunkte und ermöglichte eine Art Ghettoisierung, an deren Folgen auch noch heute gerade Angehörige der ersten Generation leiden.

Nach der friedlichen Revolution 1989/90 waren es oftmals die (vietnamesischen) VertragsarbeitnehmerInnen, die die vielbeschworene internationale Solidarität hautnah zu spüren begannen: Sei es durch Feindlichkeiten in den Betrieben und in der Gesellschaft, die dann in den weltweit bekannten rassistischen Ausschreitungen 1992 in Rostock-Lichtenhagen kulminierten. Parallel dazu folgten Entlassungswellen, von denen diese vormaligen willkommenen HelferInnen besonders betroffen waren sowie eine jahrelange Unschlüssigkeit des Gesetzgebers, mit diesem Erbe der DDR eine humanitäre Lösung und rechtliche Gleichbehandlung mit den West-GastabeiterInnen zu betreiben. Diese erfolgte letztendlich im November 1997, in derem Gefolge auch ein Familiennachzug aus Vietnam möglich wurde.

Seit diesem Zeitpunkt ist ein leichtes Ansteigen der vietnamesischen Community in Rostock zu verzeichnen, die gegenwärtig bei mehr als 700 ehemaligen VertragsarbeitnehmerInnen (und deren Angehörigen) liegt; dazu kommen noch ca. 100 vietnamesische Asylsuchende. Das öffentliche Bild der (ost-) deutschen Gesellschaft gegenüber dieser Minorität ist äußerst ambivalent. Es reicht von ‚Das sind unsere Ausländer (fleißig, sauber, nicht so ruhestörend wie die „anderen“)‘ bis zum Erschrecken über die brutalen Revierkämpfe der Zigarettenmafia (die sich kaum aus Ex-GastarbeiterInnen rekrutieren) und Unverständnis über kulturelle Bräuche.

Gerade in der Hansestadt Rostock als eine der Zentren der (nord)vietnamesischen Community gibt es häufig Anfragen von PädagogInnen und SchülerInnen zu Fragen der Integration der seit maximal seit vier Jahren hier lebenden vietnamesischen SchülerInnen. Andererseits scheinen, nach den Erfahrungen des Vereins Diên Hông, der auch einen offenen Jugendtreff betreibt, die außerschulischen Kontakte dieser Schüler zu Deutschen oftmals minimiert zu sein.

Aus diesem Ansatz heraus ist die Idee einer bilateralen Ausstellung entstanden, in der durch SchülerInnen in Rostock und in der mittelvietnamesischen Stadt Da Nang die gegenseitig existierenden Bilder visualisiert und somit auch ein Abbau von Fremdenfeindlichkeit, Gleichgültigkeit und Rassismus vorangetrieben werden kann.